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- 1 Einleitung | 2 Lager und Stoffströme | 3 Alternative Maßnahmen und Entscheidungsfindung | 4 Datenmanagement und technische Umsetzung | 5 Ermittlung Ressourceneffizienzpotenziale
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Das Forschungsprojekt RekoTi wurde im September 2024 mit einer entsprechenden Abschlusskonferenz beendet. Die erarbeiteten Ergebnisse werden jedoch weiter genutzt und in der Stadt Münster, in der Forschung und durch die RekoTi-Toolbox weitergeführt. Die nachfolgenden Absätze geben einen Überblick hierzu.
Implementierung im AMT & Nachhaltigkeitsstelle
Damit die Implementierung der Forschungsergebnisse in verwaltungsinterne Abläufe und die Anwendung in der Arbeitspraxis durch das Amt für Mobilität und Tiefbau erfolgen kann, ist es zwingend nötig, personelle sowie monetäre Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Aus dem Forschungsprojekt lassen sich nicht nur alternative Bauweisen für den kommunalen Tiefbau, sondern u.a. auch eine ressourceneffizientere Ausschreibung ableiten. Auch im Hinblick der am 1. August 2023 in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung (EBV) müssen amtsinterne Änderungen und Anpassungen vorgenommen werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Ersatzbaustoffverordnung wird ein stadtweites Grundwasserkataster durch die Stadtwerke Münster, dem Amt für Mobilität und Tiefbau und der unteren Wasserbehörde vom Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit aufgebaut. Diese Themen tragen maßgeblich zu einem nachhaltigeren kommunalen Tiefbau bei, sodass sie zu zentralen Aufgaben innerhalb des Amtes für Mobilität und Tiefbau der Stadt Münster werden. Ein weiteres Thema ist außerdem die Entwicklung eines kommunalen Bodenmanagements in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Münster und den Abfallwirtschaftsbetrieben Münster (AWM). Hierzu findet bereits ein regelmäßiger Austausch statt. Aktuell befinden sich die Akteure, gemeinsam mit einem externen Ingenieurbüro, in der Erarbeitung eines technischen Konzepts. Für die spätere Umsetzung kann/soll das in RekoTi entwickelte Tool (Berücksichtigung des Anthropogenen Materiallagers und der Bewegung von Bodenmassen sowie dem Einbinden und die Weiterentwicklung von BIM-Modellen) herangezogen werden. Im kommunalen Bodenmanagement finden ebenfalls Themen wie Flüssigboden ihren Platz. Perspektivisch soll aus dem Bodenmanagement ein Ressourcenmanagement erwachsen. Damit die Koordinierung zwischen den einzelnen Abteilungen und Ämtern sowie externen Akteuren konfliktfrei abläuft, bedarf es einer zentralen Ansprechperson, die mit den Aufgaben und Abläufen der Stadtverwaltung sowie den Ergebnissen des Forschungsprojektes „RekoTi“ vertraut ist. Die derzeitige Stelle für das Forschungsprojekt sollte daher zwingend unbefristet fortgeführt werden. Sie bleibt Ansprechpartnerin für das Forschungsprojekt „RekoTi“ und Initiatorin für entsprechende Anpassungen der Verwaltungsaufgaben innerhalb der Stadtverwaltung. Dafür sind bereits Workshops und andere Formate amtsübergreifend in der gesamten Stadtverwaltung vorgesehen. Die langfristige und vollständige Umsetzung wird seitens des Amtes für Mobilität und Tiefbau als Daueraufgabe betrachtet.
Im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Münster ist der Nachhaltigkeitsgedanke der gesamten Stadtgesellschaft stetig voranzutreiben. Mit dem Fokus auf einen nachhaltigeren Tiefbau kann das Amt für Mobilität und Tiefbau diesem Ziel gerecht werden - allerdings nur mit der Modifizierung aktueller Aufgabenfelder sowie der Entwicklung neuer. Diese Maßnahmenbündelung setzt eine zentrale Anlaufstelle voraus. Das Amt und die Politik sollen im stetigen Informationsaustausch stehen und gemeinsame Forderungen zum Leitgedanken der Nachhaltigkeitsstrategie anpassen.
Gebäudeleitlinien? Gesetze? EBV für Hochbau usw?
Fortsetzung , Anträge, Circular Cities
Die Ergebnisse des Projekts RekoTi zeigen, dass Kommunen ein großes Potenzial haben die Ressourceneffizienz des Tiefbaus zu steigern. Die Analysen zeigten allerdings auch, dass es insbesondere für ein funktionierendes Stoffstrommanagement und geschlossene Materialkreisläufe, nicht sinnvoll ist Hoch- und Tiefbau getrennt zu betrachten. Für Kommunen sollte vielmehr ein ganzheitlicher Blick auf die in ihr verbauten, benötigten oder zu entsorgenden Materialien und Bauteile geworfen werden. Außerdem sollten Synergien mit anderen öffentlichen Bauherr*innen genutzt werden, die oft vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die in RekoTi entwickleten Lösungen sollten folglich auch auf andere kommunale Bereiche übertragen und erweitert werden. Das RekoTi-Team plant somit eine Fortsetzung der Forschung für mehr Ressourceneffizienz im kommunalen Bauen, im Hoch- und Tiefbau.
Hierzu passend unterstützt der Aufruf „Circular Economy - CircularCities.NRW“ Gemeinden und Kreise (Kommunen) in Nordrhein-Westfalen dabei, entsprechende innovative Maßnahmen für den Übergang zu einer Circular Economy in umfassender Weise umzusetzen.[1]
Antragsberechtigt sind Verbünde aus Kommunen und kommunalen Zweckverbänden, kommunalen Unternehmen und Einrichtungen, Forschungseinrichtungen, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Kammern, Vereinen und Stiftungen. An jedem Verbundvorhaben muss mindestens eine Kommune beteiligt sein.[2]
Weiterführung der RekoTi-Toolbox
Im Projekt RekoTi wurde bereits eine automatisierte Quantifizierung des anthropogenenen Materiallagers weitestgehend umgesetzt. Auf Basis der Bestandserfassung ist eine Erweiterung zur Bewertung der Nachhaltigkeit erdacht worden. Das Ziel dieser Ökobilanz ist die Bestimmung von Umweltauswirkungen eines bestimmten Bauobjekts oder Netzausschnitts. Diese Bestimmung wird derzeit überwiegend für Neubauten angwendet. Auch die Betrachtung von bereits existierenden Bauwerken rückt nach und nach in den Fokus. Im Rahmen von Rekoti würden GIS-basierte Netzdaten auf Basis ihrer Layereigenschaften mit einem EPD-Datensatz aus einer EPD-Datenbank verknüpft (z.B. Ökobaudat) und eine Berechnung der Umweltauswirkungen auf diese Weise ermöglicht werden. Grundsätzlich wäre für Bestandbauten eine Aufschlüsselung nach enthaltenen (engl. embodied) und zukünftigen Umwelteinflüssen möglich, sodass eine Betrachtung auch während der Nutzungsphase und nicht lediglich vor dem Neubau berfolgen kann. Die hierzu mitunter komplexen Berechnungsansätze müssten entsprechend implementiert werden. Allgemein kann durch die Erweiterung der Funktionspalette um Nachhaltigkeitsbewertungen die Entscheidungsgrundlage im Kontext einer zirkulären Wertschöpfung weiter optimiert werden. Nachfolgende Grafik verdeutlich dazu, die bereits enthaltenen Auswirkungen (hier Material) auf der Netzebene.