5.2 Handlungsempfehlungen Brücken

Leitfaden5 Ermittlung Ressourceneffizienzpotenziale


Vorheriges Kapitel:

5.1 Handlungsempfehlungen Verkehrsflächen

Nächste Kapitel:

5.3 Handlungsempfehlungen Kanalisation | 5.4 Handlungsempfehlungen Stoffstrommanagement | 5.5 Handlungsempfehlungen Informationsmanagement

Für die Steigerung der Ressourceneffizienz von Brückenbauwerken wurden fünf Handlungsoptionen für Kommunen identifiziert.

  1. Alternative Bauweisen nachfragen
  2. Alternative Betonsorten verlangen
  3. CO2-Schattenpreise bei Vergabe beachten
  4. Nutzung von wetterfestem Stahl statt beschichteter Materialien
  5. Vorgaben bestimmter Bauzeiten, Belohnungen bei schnellerem Abschließen (Ausschreibung der Bauleistung)


1. Alternative Bauweisen nachfragen

Alternative Bauweisen für Brücken (z.B. Bewehrte-Erde-Konstruktionen oder Fertigteil-Bauweisen) können durch z.B. geringeren Materialverbrauch, geringere Treibhausgasemissionen oder reduzierten Umfahrungsverkehr (größtes Potenzial) Ressourcen einsparen. Damit diese Ressourceneffizienzpotenziale in der Praxis genutzt werden können, muss eine Prüfung dieser Bauweisen bei der Vergabe der Planungsleistung erfolgen. Beispiele für ein Stahl-Bewehrtes Brückenwiderlager, ein Kunststoff-Bewehrtes Brückenwiderlager und ein Widerlager in Fertigteil-Bauweise finden sich in der Beispielsammlung.


2. Alternative Betonsorten verwenden

Betonsorten haben durch verschiedene Klinkeranteile im Zement unterschiedliche CO2-Fußbabdrücke. Außerdem beeinflusst die Betonsorte die Dimensionierung der Bauteile und den Bewehrungsgrad. Konkrete CO2-Grenzwerte oder Zementsorten (z.B. CEM III) können bei der Vergabe der Planungsleistung vorgegeben und das Einsparungspotenzial berechnet werden. Ein Beispiel zu einem Brückenbauwerk mit CO2-reduziertem Beton findet sich in der Beispielsammlung.


3. Schattenpreise bei der Vergabe berücksichtigen

Alternativ zu konkreten Grenzwerten für die Treibhausgasemissionen, können CO2-Schattenpreise als Vergabekriterium berücksichtigt werden. Die Umsetzung muss entsprechend bei der Ausschreibung der Bauleistung erfolgen. Bei der Planung muss diese Anforderung jedoch bereits bekannt sein, damit ein Bauwerk mit möglichst geringen Schattenkosten entworfen wird. Hinweise zur Umsetzung inkl. Vorlagen für Leistungsverzeichnisse finden sich z. B. in [1]. Durch die Anwendung von (teil-)funktionalen Leistungsbeschreibungen wird dabei die Suche nach einer hinsichtlich der Klimaschutzziele günstigen Lösung erleichtert [1]. Am Beispiel der Schiersteiner Brücke aus der Beispielsammlung wird deutlich, welche Vergabekriterien weiterhin eine Rolle spielen können.


4. Nutzung von wetterfestem Stahl

Für Stahlbauteile, z. B. Geländer, kann anstellte von beschichtetem Stahl wetterfester Stahl eingesetzt werden. Er weist eine zusätzliche Opferschicht auf, die oxidiert und damit den statisch relevanten Teil des Materials schützt. Beschichtungserneuerungen entfallen und die Sortenreinheit wird gesteigert. Optisch wirken Bauteile mit wetterfestem Stahl verrostet, es besteht jedoch keine Einschränkung der Funktion. Ein entsprechendes Beispiel ist in der RekoTi Beispielsammlung beschrieben.


5. Vorgabe von Bauzeiten

Der Umfahrungsverkehr der Baumaßnahmen hat oft einen größeren Einfluss auf die Treibhausgasbilanz als die Brückenbauwerke selbst. Kurze Bauzeiten steigern somit die Ressourceneffizienz. Literatur zu diesem Thema ist z. B. unter [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] zu finden.

Kommunen können konkrete Vorgaben für die einzuhaltende Bauzeit machen und zusätzlich in der Ausschreibung der Bauleistung finanzielle Anreize zu einer schnelleren Umsetzung geben. Dies muss bereits bei der Vergabe der Planungsleistung bekannt gemacht werden, um entsprechende Bauweisen zu nutzen.

Hier wäre auch ein Beispiel gut


-> vllt. auch Püstow, S. 32? Ansonsten die Studien, auf die dort verwiesen wird. Aber wo in der Praxis das Belohnungssystem schonmal angewandt wurde, weiß ich auch nicht... emoticon-thinking

https://www.bauindustrie.de/fileadmin/user_upload/Reddemann_Echterhoff_Expressbruecke.pdf



Literatur

  1. 1,0 1,1 Püstow, M., et al. (2023): Klimaverträglich bauen mit einem Schattenpreis für CO2-Emissionen - Wie die öffentliche Hand Bauprojekte ausschreiben kann, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen – ein Impulspapier, Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e.V. (Hrsg.), August 2023, URL: https://www.bauindustrie.de/fileadmin/bauindustrie.de/Media/Veroeffentlichungen/2023_Impulspapier_Klimavertraeglich_Bauen_mit_einem_Schattenpreis_fuer_CO2_Emissionen.pdf, Zugriff: 31.10.2023
  2. Fachhochschule Kiel (2021): Nachhaltiger Bauen – FH Kiel entwickelt CO2-optimierte Brückenbauwerke, Kiel, 09/23/2021, URL: https://idw-online.de/en/news776218, Zugriff: 30.02.2024
  3. Lünser, H. (1999): Ökobilanzen im Brückenbau - Eine umweltbezogene ganzheitliche Bewertung, Springer Basel, 1999; ISBN: 978-3-7643-5946-1
  4. Institut für Bauwesen der Fachhochschule Kiel (2023): CO2-Bilanzierung und Optimierung von Brückenbauwerken. Unter Mitarbeit von Professor Dr.-Ing. Stephan Görtz, Thi Kim Dung Pham (M. Sc.). Kiel. URL: https://www.fh-kiel.de/fachbereiche/medien-bauwesen/bauwesen/forschung-und-wissenstransfer/drittmittelprojekte-ifb/co2-optimierte-bauteile/co2-bilanzierung-und-optimierung-von-brueckenbauwerken/, Zugriff: 26.11.2023
  5. Mancke, R.; Gebert, G. (2022): Ökobilanzielle Bewertung von alternativen Bauweisen am Beispiel eines typischen Überführungsbauwerks im Zuge von Autobahnen. In: Bautechnik 99 (7), S. 533–546. DOI: https://doi.org/10.1002/bate.202200051, Zugriff: 10.03.2024.
  6. Zinke, T. (2016): Nachhaltigkeit von Infrastrukturbauwerken -Ganzheitliche Bewertung von Autobahnbrücken unter besonderer Berücksichtigung externer Effekte. Dissertation. Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe. URL: https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000053695, Zugriff: 23.11.2023.
  7. Bundesanstalt für Straßenwesen (Hg.) (2016): Pilotstudie zum Bewertungsverfahren Nachhaltigkeit von Straßenbrücken im Lebenszyklus. Bergisch-Gladbach (B 131). URL: https://bast.opus.hbz-nrw.de/opus45-bast/frontdoor/deliver/index/docId/1671/file/B131_barrierefreies_ELBA_PDF.pdf, Zugriff: 29.11.2023.
  8. Schnetgöke, T. (2023): Kurzimpuls: „Express-Brücke – Antwort im Brückenbau auf Nachhaltigkeit zur Einsparung von CO2-Emissionen“. Vortrag auf Konferenz: Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Klimaresilienz in Kommunen am 12.06.2023. Firma Echterhoff.