2.1 Anthropogenes Materiallager

Leitfaden2 Lager und Stoffströme


Nächstes Kapitel:

2.2 Stoffströme


Unter der Prämisse, dass der Materialbestand im Tiefbau oft nicht genau bekannt ist, werden Methoden zur Schätzung der Bestandsmassen benötigt. Im Allgemeinen können zwei grundlegende Methoden unterschieden werden, die auf der hierarchischen Clusteranalyse basieren. Zum einen kann ein separierender (top-down) Ansatz, zum anderen ein agglomerierender (bottom-up) Ansatz zur Annäherung und Darstellung des anthropogenen Materiallagers verwendet werden.

Beim Top-Down-Ansatz werden makroökonomische Daten wie umweltökonomische Gesamtrechnungen und Produktionsstatistiken zur Schätzung des anthropogenen Materiallagers verwendet. So könnte z.B. die gesamte Stahlherstellung unter Berücksichtigung von Im- und Export nach Branchen verteilt werden und eine Ableitung erfolgen, welche Menge sich aktuell in der umbauten Umwelt befinden müsste. Diese Daten sind in Deutschland u. a. über das Statistische Bundesamt verfügbar und werden auch für Analysen und Prognosen in verschiedenen anderen Bereichen herangezogen. Der Top-Down-Ansatz ermöglicht somit einen schnellen Überblick über große Gebiete und zeigt systemische Zusammenhänge auf. Aufgrund fehlender spezifischer Informationen, können nur bedingt Aussagen über einzelne Regionen oder Objekte vorgenommen werden.  

Beim Bottom-up-Ansatz werden dagegen objektbezogene Betrachtungen durchgeführt und auf den Gesamtbestand hochgerechnet. Beispielsweise werden einzelne Verkehrsflächen und deren Materialzusammensetzung erfasst und daraus das Materiallager abgebildet. Wenn die Anzahl oder die spezifische Materialzusammensetzung der Objekte nicht bekannt sind, ist eine Näherung über synthetische Typenverteter möglich, die den Gesamtbestand repräsentieren. Der Bottom-up-Ansatz ermöglicht somit eine spezifische regionale Betrachtung des anthropogenen Materiallagers. Bei der Analyse von Einzelobjekten können spezifische Daten mit unterschiedlicher Genauigkeit berücksichtigt werden, die zusammen das Materiallager des betrachteten Gebietes bilden.

Grafische Darstellung der methodischen Ansätze Top-Down und Bottom-Up zur Erhebung von Materialbeständen am Beispiel von Gebäuden [1]

Durch die unterschiedlichen Ausgangssituationen für die drei Infrastrukturanlagen (u. a. Datenlage, Bauwerkscharakter, Zuständigkeiten) ist eine separate Vorgehensweise für Verkehrsflächen, Brücken und die Kanalisation erforderlich.


Unterkapitel:

2.1.1 Verkehrsflächen
2.1.2 Brücken
2.1.3 Kanalisation

Literaturverzeichnis

  1. Stretz, Celestin (2020): RessourcenPlan im Quartier – Baustoffe. Methodenentwicklung für ein kommunales Haushaltsmodell für Baustoffe im Hoch- und Tiefbau. Poster. Wissenschaftskongress „Abfall- und Ressourcenwirtschaft“. Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft e.V. (DGAW). Technischen Universität Dresden, 08.10.2020. Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/359002650_RessourcenPlan_im_Quartier_-Baustoffe_Methodenentwicklung_fur_ein_kommunales_Haushaltsmodell_fur_Baustoffe_im_Hoch-und_Tiefbau, zuletzt geprüft am 28.12.2023

Autor*innen: Celestin Julian Stretz

Stand: September 2024