Betriebliche Straßenerhaltung - Zustandserfassung und -bewertung

Im Leitfaden: 1.2.1 Rechtlich, administrative Strukturen

Die Straßenzustandserfassung und -bewertung ist ein gemeinsam vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVI) und den Bundesländern eingerichtetes Verfahren. Ziel ist es eine netzweite Zustandserfassung der Fahrbahnoberflächen der Bundesfernstraßen mit schnellfahrenden Messfahrzeugen und die anschließende Bewertung der erfassten Daten garantieren zu können. Mit Hilfe dieser Daten ist anschließend eine objektive Beurteilung des Zustandes und somit ein effizienter Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel möglich. Die Erfassung erfolgt alle vier Jahren. Dabei werden in den ersten zwei Jahren die Bundesautobahnen und in den folgenden beiden Jahren die Bundesstraßen befahren. Die Erfassung der Oberflächeneigenschaften und die anschließende Auswertung wird in vier Teilprojekte (TP) untergliedert (siehe nachstehende Abbildung).[1]

Abbildung: ZEB - Teilprojekte (BASt (o. J.): Erfassen und Bewerten von Oberflächeneigenschaften. ZEB – Zustandserfassung und –bewertung von Straßen. Online unter: https://www.bast.de/DE/Strassenbau/Fachthemen/ZEB.pdf;jsessionid=9AB7E4C29CE7D2F0AE119529421D00F0.live21302?__blob=publicationFile&v=2.)

Eine Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) ist demnach eine periodische und systematische Erfassung und Bewertung des aktuellen Anlagenzustandes als Grundlage für ein operatives und/oder strategisches Erhaltungs-Management-System (EMS). Dabei sind diverse Varianten möglich (abschnittsweise, objektbezogen, georeferenziert). Empfohlen wird eine flächendeckende und lagegetreue Erfassung als Realabbild des Zustandes. In Münster wird daher eine Schadenserfassung und Zustandsbewertung durchgeführt.

Bei der Zustandserfassung und -bewertung (ZEB) können visuelle und messtechnische Zustandserfassungsverfahren unterschieden werden. Dabei handelt es sich um Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des baulichen oder betrieblichen, hydraulischen und umweltrelevanten Zustandes.

Bei der visuellen Zustandserfassung wird der bauliche Zustand der Verkehrsflächen durch das Erfassen der optisch wahrnehmbaren Zustandsmerkmale an der Oberfläche über Formblätter (Papier oder digital vor Ort) erfasst. Im Anschluss werden die Ergebnisse der Zustandsklassifizierung mit wesentlichen Einflussfaktoren verknüpft. Die visuelle Erfassung wird vorrangig auf Anliegerstraßen (parkende Autos, weniger Verkehr) durchgeführt.

Der Schadenskatalog weist folgende Vorteile auf:

  • Er dient als Orientierungshilfe und Schulungsunterlage.
  • Er führt zu Minimierung der Abweichungen bei wechselndem Erfassungspersonal.
  • Er ist kompakt und leicht verständlich.
  • Er besteht aus Beispielbildern statt komplizierter Definitionen.
  • Er weist einen geringen Detaillierungsgrad der Schadensbilder auf.
  • Er dient einer intuitiven Zuordnung der Schäden.
  • Er dient der Definition für die Ausprägung eines Schadens.
  • Er ist nutzbar als Schätzhilfe für die Ausdehnung eines Schadens.
  • Durch die Entwicklung eines Schadenskataloges können die Anforderungen der Stadt Münster berücksichtigt werden.

In der Stadt Münster werden zusätzlich zu den visuellen ZEBs bereits seit mehreren Jahren (1996, 2001, 2005, 2009, 2013, 2017, 2021, 2022) auch messtechnische ZEBs auf ca. 250 km (ca. 1/5 des gesamten Netzes) durchgeführt. Dabei fotografiert das Fahrzeug, das im Verkehr mitfließt, die Fahrbahnen in kurzen Abständen. Mit Hilfe der Bilder wird der Zustand einzelner Abschnitte anschließend bewertet, wodurch eine solide Grundlage, um kurz-, mittel- und langfristige Erhaltungsmaßnahmen zu planen, geschaffen wird. Die zunehmend beschränkten Haushaltsmittel, die für den Erhalt der Straßen zur Verfügung stehen, können so noch effizienter eingesetzt werden. Etwa alle vier Jahre kommen die speziellen Messfahrzeuge in Münster zum Einsatz, so dass das Amt für Mobilität und Tiefbau für seine Planungen inzwischen auf umfangreiche Daten zurückgreifen kann.

Die messtechnischen Zustandserfassungen werden dabei von Fachfirmen, die Erfahrungen im kommunalen Netz und durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zertifizierte Messfahrzeuge vorweisen können, durchgeführt. Dabei werden folgende Merkmale erfasst, anschließend eine optische Auswertung der Bilder durch ein Ingenieurbüro sowie eine Plausibilitätsprüfung durch die Stadt Münster durchgeführt: Längs- und Querebenheit (Schadensaufnahme über Laser) und Oberflächenbeschaffenheit (hochauflösende Bilder). Die dadurch regelmäßig gewonnenen Zustandsinformationen dienen als Erkenntnis zur Entwicklung des Fahrbahnzustandes und stellen als eine objektive Bewertung eine handfeste, zielgerichtete und transparente Entscheidungsgrundlage dar. Dadurch können zunehmend beschränkte Haushaltsmittel noch effizienter eingesetzt werden.

Bei der messtechnischen Zustandserfassung werden sogenannte Zustandsgrößen erfasst. Diese werden anschließend über eine Normierung in dimensionslose Zustandswerte überführt (siehe Tabelle). Zustandswerte lassen sich für beliebig lange Verkehrsflächenabschnitte berechnen. Für eine wirtschaftliche Maßnahmenplanung ist bei der Darstellung der Zustandswerte ein angemessener Detaillierungsgrad maßgebend. Aussagekräftig und zweckmäßig sind dabei im kommunalen Bereich Abschnittslängen von 10 m Länge. Um eine Verfälschung der Zustandswerte durch eine großflächige Erfassung zu vermeiden, sollten die Erfassungsabschnitte maximal so lang sein, dass der Erfasser / die Erfasserin den entsprechenden Bereich aus dem Stand heraus überblicken und gleichzeitig eine fundierte Aussage über die Ausdehnung und Ausprägung eines Schadensmerkmals treffen kann. Die maximale Erfassungslänge sollte daher ca. 50 m nicht überschreiten.[2]

Tabelle: Zustandsbewertung Verkehrsflächen im Stadtgebiet Münster (eigene Darstellung)

Zustandsklasse Farbkodierung Beschreibung des Zustandes Zustandswert (ZW)
1 Blau guter Zustand,

die Anlage ist neu oder neuwertig

ZW = 1,0 – 1,49

(Zielwert)

2 Grün ausreichender Zustand,

keine Maßnahmen erforderlich

ZW = 1,5 – 3,49
3 Gelb kritischer Zustand,

Maßnahmen sind mittelfristig einzuleiten

  (bis unter fünf Jahren)

ZW = 3,5 – 4,49

(Warnwert bei ZW = 3,5)

4 Rot schlechter Zustand,

Maßnahmen sind kurzfristig einzuleiten

(bis unter zwei Jahren)

ZW = 4,5 – 5

(Schwellenwert bei 4,5)

Literaturverzeichnis

  1. BASt (o. J.): Erfassen und Bewerten von Oberflächeneigenschaften. ZEB – Zustandserfassung und –bewertung von Straßen. Online unter: https://www.bast.de/DE/Strassenbau/Fachthemen/ZEB.pdf;jsessionid=9AB7E4C29CE7D2F0AE119529421D00F0.live21302?__blob=publicationFile&v=2.
  2. Stadt Münster (2016): Erhaltungsmanagement Münster.