Leitfaden → 2 Lager und Stoffströme → 2.1 Anthropogenes Materiallager → 2.1.3 Kanalisation
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Das im vorherigen Kapitel (2.1.3.2 Vorgehensweise) beschriebene Vorgehen der Bestimmung anthropogener Materiallager, mit Hilfe des Baustoffhaushaltsmodells wird im folgenden Kapitel praktisch umgesetzt. Dazu wurde ein Teilbereich von Münster Nienberge als Untersuchungsgebiet gewählt.
Daten in Münster
Durch das Amt für Mobilität und Tiefbau wurden Geodaten der Kanalisation für ganz Münster bereitgestellt. Die Daten beinhalten bereits alle Basisattribute der Haltung und Schächte. Bei den Daten handelt es sich von der Struktur um ein Knoten-Kanten-Modell, bei dem die Schächte jeweils einem Knoten entsprechen und die Haltungen über eine Kante, daher einen Linienvektor, dargestellt wird. Der ursprüngliche Datensatz enthielt keinen gemeinsamen Identifikator, der auf einfachem Weg die Zusammengehörigkeit eines Schachtes und entsprechenden Anschlusshaltungen ermöglicht hat.
Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Daten.
Das Untersuchungsgebiet hat eine Fläche von rund zwei Quadratkilometern, eine Rohrlänge von 40 km und 961 Schächte. Bei der Berechnung der Haltung konnten 38,6 km (97 Prozent) berücksichtigt werden. Für drei Prozent (1,3 km) konnte kein passender Datensatz im Konstruktionskatalog zugeordnet werden.
Die Gesamtmasse für die Haltungen in Münster Nienberge wurde auf rund 150 Mio. kg berechnet. Diese Masse verteilt sich, wie in folgender Abbildung zu sehen, zum Großteil mit 65 Prozent auf die Hauptverfüllung. Das Kanalrohr hat hingegen lediglich einen Anteil von sieben Prozent.
Bei der Berechnung der Kanalisation ist zu beachten, dass ein Großteil der Kanalinfrastruktur unter Verkehrsflächen verläuft. Die folgende Abbildung zeigt links das Kanalnetz von Münster Nienberge, in der Mitte sind die Verkehrsflächen aus dem Kataster überlagert und rechts sind die Teile des Kanalnetzes zu sehen, die nicht unter einer Verkehrsfläche liegen.
Etwa 90 % der Kanalisation in Münster Nienberge liegt unter Verkehrsflächen. Dieser Faktor muss bei der getrennten Berechnung der Massen von Verkehrsflächen und Kanalisation berücksichtigt werden, um eine Verdoppelung der Massen in diesem Bereich zu vermeiden.
Um dies zu berücksichtigen, wird auf der Betrachtungsebene ein Korrekturfaktor bzw.-wert für die Hauptverfüllung ermittelt. Dieser ergibt sich aus der querschnittlichen Dicke der Verkehrsflächen multipliziert mit der Breite des Grabens (der jeweiligen Haltung) und dem Anteil der Haltungen unter einer Verkehrsfläche im Betrachtungsgebiet. Dieser korrigierte Wert liefert auf der Betrachtungsebene einen plausiblen Schätzwert. Auf Objektebene stellt er immer einen Mittelwert dar, der je nach Überbauung mit einer Verkehrsfläche variieren kann.
Integration in das RekoTi-Tool
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde das hier beschriebene Vorgehen zur Kartierung anthropogener Materiallager in eine GIS-Anwendung implementiert. Das RekoTi-Tool ermöglicht eine automatisierte Berechnung und eine nutzerfreundliche Oberfläche. Alle oben beschriebenen Arbeitsschritte und notwendigen Verschneidungen werden über die Auswahl einer Region im Hintergrund ausgeführt, sodass die spezifische Ausgabe eines beliebigen Teilbereichs in Münster möglich ist. Siehe hierzu 4.2 RekoTi-Toolbox.