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Aktuelle Version vom 9. September 2024, 14:32 Uhr
Ergänzung zum Leitfaden: 3.3 Kanalisation
Beschreibung
Flüssigboden gemäß der Gütesicherung RAL-GZ 507 zählt zu den zeitweise fließfähigen, selbstverdichtenden Verfüllbaustoffen (ZFSV) und beschreibt ein definiertes Baustoffgemisch bestehend aus mineralischen Stoffen und Bodenmaterialien (z. B. natürliche und aufbereitete Gesteinskörnungen oder Recyclingmaterialien ohne resthydraulische Eigenschaften) sowie aus Zusatzstoffen und Wasser. Er ist das Ergebnis des Flüssigboden-Verfahrens und weist charakteristische Eigenschaften auf. Sämtliche Bestandteile sind umweltökologisch unbedenklich und chemische und bautechnisch relevante Eigenschaften (z. B. Volumen) des Ausgangsmateriales bleiben auch nach Verfestigung unter gleichbleibenden äußeren Bedingungen konstant. Das Gemisch ist im flüssigen Verarbeitungszustand selbst verdichtend und bildet während der Rückverfestigung keinerlei fremde, physikalisch starre Bindemittelstrukturen. In Bezug auf seine Eigenschaften, kann der Flüssigboden gezielt über seine Rezeptur verändert werden und die Herstellung kann für verschiedene Konsistenzen (fließfähig bis plastisch) erfolgen. Weiterhin zeichnet sich der Boden nach Verfestigung durch eine gute Lösbarkeit aus.[1] Die Qualität des Flüssigbodens wird über die spezielle Gütesicherung RAL-GZ 507 der RAL Gütegemeinschaft Flüssigboden e. V. gewährleistet. Daneben besteht mit der Bundesqualitätsgemeinschaft Flüssigboden e. V. (BQF) eine weitere Institution, die durch Informationen und Schulungen von Herstellern und ausführenden Unternehmen den innovativen Baustoff Flüssigboden fördert und dessen Qualität sichert.[2]
Zu den Vorteilen des Flüssigboden-Verfahrens zählt die leichte Verarbeitbarkeit durch die Eigenschaft der hohlraumfreien Selbstverdichtung. Dies hat zur Folge, dass schmalere Gräben möglich sind und damit der Bodenaushub verringert wird. Die Qualität der Ummantelung der Kanalrohre steigt, sodass spätere Setzungen und Schäden an Leitungen und Fahrbahnen minimiert werden. Auf Verdichtungsgeräte kann verzichtet werden, sodass Personalressourcen geschont und erschütterungsbedingte Schäden an angrenzenden Bauwerken sowie Staub-, Lärm- und Schadstoffemissionen vermieden werden. Darüber hinaus können die Baumaßnahmen deutlich schneller durchgeführt werden.[2] Dazu ist ein späterer erneuter Aus- und Wiedereinbau problemlos möglich. Als positives Beispiel dient die Stadt Göttingen, wo seit dem Jahr 2007 sämtliche Rohrleitungsgräben ausschließlich mit Flüssigboden verfüllt werden. Die Erfahrungen sind hier durchweg positiv.[3] In Kassel und im Kreis Unna wird das Verfahren ebenfalls systematisch angewendet.
Ressourceneinsparpotenziale
Speziell im beengten innerstädtischen Bereich bietet sich der Einsatz des Flüssigboden-Verfahrens im Zuge der Erhaltung der kommunalen Kanalisation an. In wirtschaftlicher Hinsicht können Zeit und Kosten gespart werden. Schnelle Baumaßnahmen führen weiterhin ebenfalls zu einer geringen Beeinträchtigung der Umwelt und bieten damit auch aus ökologischer Sicht Vorteile. Die hohe Qualität der Verdichtung lässt außerdem auf eine hohe Dauerhaftigkeit der mit dem Flüssigboden-Verfahren sanierten Kanalrohre schließen. Als weiteren Effekt können Transporte minimiert werden und auf diese Weise CO2-Emissionen vermieden werden. Das größte Ressourceneinsparpotenzial besteht jedoch darin, dass im Sinne der Kreislaufwirtschaft in der Region gewonnene Böden oder Recycling Baustoffe zum Einsatz kommen und somit einerseits natürliche Ressourcen (z. B. Sand, Kies) geschont werden, andererseits Deponieressourcen nicht in Anspruch genommen werden müssen.[2]
Literaturverzeichnis
- ↑ RAL-GZ 507 Flüssigboden (2014), RAL deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V., Beuth-Verlag, Berlin.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 https://www.bqf-fluessigboden.de/ Bundesqualitätsgemeinschaft Flüssigboden e. V., Abruf: 20.02.2024
- ↑ Fiedler, M. (2023) Flüssigboden in Göttingen. Straßen- und Tiefbau, H. 3/2023, S. 42-43.