Um ein Stoffstrommanagement effektiv durchführen zu können, ist zunächst die Beschaffung von Informationen zur Menge, Art und Qualität der Stoffströme zu einem bestimmten Zeitpunkt unerlässlich. Hierzu können zwei Ansätze in Betracht gezogen werden:
- Durch die Bestimmung des kommunalen anthropogenen Materiallagers und der Lebensdauern der Infrastrukturanlagen, kann der Zeitpunkt der Erneuerung oder des Rückbaus und somit die resultierenden Materialarten und -mengen prognostiziert werden. Die Bestimmung realer Lebensdauern ist jedoch sehr komplex, da diese einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterliegen. Zudem kann das anthropogene Materiallager nur begrenzt genau bestimmt werden. Für beispielsweise sehr alte Infrastrukturanlagen muss meist auf statistische Daten zurückgegriffen werden, sodass die abgeleiteten Stoffströme nicht auf einzelne Objekte bezogen werden können. Insbesondere Informationen zur Materialqualität sind nur schwer zu prognostizieren, sind für die Wiedereinsetzbarkeit jedoch entscheidend. Insgesamt hängt diese Methode somit von der Genauigkeit in der Datendokumentation und von einer möglichst zutreffenden Prognose der Lebensdauer und Wiederverwendbarkeit ab.
- Der zweite Ansatz besteht darin, die aktuellen Stoffströme der Kommune zu analysieren und auf Basis der vorherigen Jahre Prognosen für die künftigen Jahre zu erstellen. Hierzu ist eine Analyse der verwendeten Baumaterialien und der entsorgten Abfälle nötig. Durch eine Auswertung über mehrere Jahre lassen sich die durchschnittlichen Stoffströme der Kommune bestimmen. Langfristige Trends lassen sich hieraus jedoch nicht ableiten, da z. B. die Altersstruktur der Infrastrukturanlagen nicht berücksichtigt wird. Da große Teile der heutigen Infrastruktur im gleichen Zeitraum erbaut wurden, ist mit partiellen, sprunghaften Anstiegen und darauffolgenden Abstiegen der Bauabfallmengen zu rechnen. Diese können durch die Ermittlung der aktuellen Stoffströme nicht prognostiziert werden. Zudem bedeutet diese Methode ebenfalls einen hohen Rechercheaufwand, da auch die Dokumentation der aktuellen Bauvorhaben und Abfallentsorgungen in den meisten Kommunen nicht digital erfolgt. Informationen zu Materialmengen und -qualitäten sind außerdem meist nicht separat erfasst, obwohl diese zum wirtschaftlichen (wenn auch gebundenem) Kapital der Kommune gehören.
Durch die beschriebenen Stärken und Defizite der beiden Methoden sind in Summe beide erforderlich, um aktuelle Aussagen treffen und Prognosen für die Zukunft erstellen zu können. Erst die Kombination beider Ansätze ermöglicht eine gezielte Nutzung von Recyclingmaterial, die Planung von Rückbauzeitpunkten, das Zusammenlegen verschiedener Bau- und Rückbaumaßnahmen sowie die Auslegung von Aufbereitungsanlagen oder das Erstellen von Wirtschaftsplänen, d. h. ein kommunales, zukunftsorientiertes Stoffstrommanagement. In RekoTi wurden somit beide Ansätze verfolgt, siehe Vorgehensweise und Ergebnisse.