2.1.2.4 Anwendbarkeit für andere Kommunen

Leitfaden2 Lager und Stoffströme2.1 Anthropogenes Materiallager2.1.2 Brücken


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2.1.2.1 Ausgangslage | 2.1.2.2 Vorgehensweise | 2.1.2.3 Brückenformeln Stadt Münster

Autoren: Lukas Tammen, Frank Heimbecher, Henning Klöckner

Stand: 26.03.2024

Die Brückenformeln sind so konzipiert, dass sie sich grundsätzlich auch auf andere Kommunen übertragen lassen. Voraussetzung zur Anwendung ist stets, dass die jeweiligen Werte der Attribute nach ASB-ING hinterlegt sind. Mit den für den Münsteraner Bestand ermittelten Kennwerten und den Annahmen für die Schätzwerte können näherungsweise die Massen abgeschätzt werden. Dazu kann auch das RekoTi-Tool zu Hilfe genommen werden, da diese Formeln dort hinterlegt sind.

Aufgrund der eingeschränkten Stichprobe der verfügbaren Münsteraner Brücken, sind die Anwender der Brückenformeln dazu angehalten, alle Kennwerte hinsichtlich der Plausibilität zu hinterfragen und ggf. anhand von eigenen kommunalen Bestandsbrücken zu verifizieren.


Insbesondere für die Abschätzung von Massen des Unterbaus wird darauf hingewiesen, dass die hier ermittelten Kennwerte für eine flache Topographie (z. B. Münster) gelten. In bergigen Regionen können sich erhebliche Ungenauigkeiten ergeben, da dort die Höhe der Bauteile der Unterbauten anders mit der lichten Höhe zusammenhängt.


Die Abschätzung der gesamten Materialien eines Brückenbauwerks erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wird für die drei Hauptbauteile Überbau, Unterbau und Gründung in Abhängigkeit der hinterlegten Daten, wenn möglich ein Typenvertreter identifiziert. Je nach Typ werden anschließend die notwendigen Attribute abgefragt und direkt in die mathematischen Formeln eingesetzt. Kann kein Typenvertreter zugeordnet werden, weil beispielsweise ein Sonderfall vorliegt, so kann dieser Brücken-Bestandteil nicht zum hier erfassten anthropogenen Materiallager beitragen. Das gesamte Material, welches in allen kommunalen Brücken verbaut ist, ergibt sich letztendlich durch Summierung der Einzelwerte, getrennt nach den unterschiedlichen Materialien. Dadurch, dass einzelne Massen nicht nur bestimmten Brücken, sondern auch deren Hauptbauteilen zugeordnet werden, ergeben sich bei der späteren Nutzung der Informationen weitere Vorteile. So kann z. B. bei Abbruchmaßnahmen ausgewählter Bauwerke, oder nur von Teilen eines Bauwerks detaillierter mit freiwerdenden Baustoffmengen geplant werden. Das RekoTi-Tool liefert durch die georeferenzierte Verknüpfung mit der Lage des Bauwerkes weitere Anwendungsmöglichkeiten, die dazu führen, dass Transporte von Rohstoffen innerhalb einer Kommune minimiert werden können.

Die in RekoTi verwendeten Kennwerte zur Abschätzung des anthropogenen Materiallagers der kommunalen Brückenbauwerke sind empirisch ermittelte physikalische Größen, die den mathematischen Zusammenhang zwischen den Attributen, den Schätzwerten und den davon abhängigen Massen herstellen. Jeder Kennwert basiert auf einer Stichprobe ausgewählter Brücken des gleichen Typs aus dem kommunalen Bestand der Stadt Münster, für die die vorhandenen Massen näherungsweise bekannt sind. Für jedes Bauwerk kann durch Rückwärtsrechnung empirisch ein Verhältniswert gebildet werden, wobei die Streuung aller Verhältniswerte minimal sein muss. Der arithmetische Mittelwert der erhaltenen Werte bildet den Kennwert für den entsprechenden Typenvertreter und fließt in die jeweilige Brückenformel mit ein. Für jeden Typenvertreter werden alle ermittelten Kennwerte aus dem Münsteraner Bestand als solche gekennzeichnet. Unter Angabe der vorhandenen Daten und der statistischen Kenngröße des Variationskoeffizienten können Rückschlüsse auf die Genauigkeit des Kennwertes gezogen werden. Eine grundsätzliche Ungenauigkeit ist jedoch unvermeidbar, weswegen lediglich von einer Massenabschätzung gesprochen werden kann. Um nicht eine nicht vorhandene Genauigkeit vorzutäuschen, werden alle Kennwerte sinnvoll gerundet.

Aufgrund der eingeschränkten Stichprobe der verfügbaren Münsteraner Brücken, sind die Anwender der Brückenformeln dazu angehalten, alle Kennwerte hinsichtlich der Plausibilität zu hinterfragen und ggf. anhand von eigenen kommunalen Bestandsbrücken zu verifizieren.


Neben den Attributen und Schätzwerten sind die Kennwerte Bestandteil der in RekoTi entwickelten Brückenformeln.