Leitfaden → 3 Alternative Maßnahmen und Entscheidungsfindung
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Ausgangslage und Zielsetzung
Im Bereich der Verkehrsflächen werden gegenwärtig insbesondere im Asphaltstraßenbau Technologien und Verfahren zur Schonung von Ressourcen und zur Minderung der CO2 – Emissionen diskutiert. Diese können sowohl auf der Seite eines Auftraggebers als auch auf der Seite eines Auftragnehmers liegen. Dieser Teil des RekoTi-Projektes hat das Ziel, Kommunen Möglichkeiten aufzuzeigen, die zur Erhöhung der Ressourceneffizienz und Reduzierung der Belastung der Umwelt beitragen.
Außerdem gewinnen die Auswirkungen des Bauprozesses auf die ausführenden Arbeitskräfte immer mehr Bedeutung. Daher ist vom Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) im November 2019 ein Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) beschlossen worden. Mit dem Ziel, negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Arbeitskräften zu reduzieren, legt dieser ein Maximum für erfasste Dämpfe und Aerosole aus Destilations- und Air-Rectified-Ditumen (nach Bitumenkondensat-Standard) von 1,5 g/m3 fest. Dieser Grenzwert soll am Ende des Jahres 2024 in Kraft treten.[1]
Vorgehensweise
Im Rahmen des RekoTi-Projektes sind verschiedene Ansätze zur Steigerung der Ressourceneffizienz einerseits recherchiert und andererseits selbst erprobt worden. Diese Ansätze konzentrieren sich auf die Steigerung der Ressourceneffizienz mit Hinblick auf unterschiedliche Aspekte. Diese Aspekte sind
- Energiebedarf
- Rohstoffverbrauch
- CO2 – Emissionen
- Kosten
- Wasser
- Dauerhaftigkeit und
- geringe Verkehrsbeeinträchtigung.
Eine Betrachtung von unterschiedlichen Ansätzen befindet sich in der Beispielsammlung. Dort wurde auch eine Gegenüberstellung der jeweiligen Technologien bzw. Verfahren mit den Aspekten im Rahmen der Steigerung der Ressourceneffizienz vorgenommen. Dadurch sind Möglichkeiten zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu beschriebenen Aspekten entstanden.
Energiebedarf:
Eine Einsparung des Energiebedarfs lässt sich durch eine Absenkung der Herstellungs- bzw. Einbautemperatur realisieren. Dadurch kann der Heizaufwand herabgesetzt werden. Für den Gussasphalt ist in den Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen für den Bau von Verkehrsflächenbefestigungen aus Asphalt (TZV Asphalt-StB 07/13) bereits vorgegeben, dass dieser nur noch als temperaturabgesenkter Asphalt eingebaut werden darf.
Außerdem kann ein Einfluss auf den Energiebedarf durch Ausschreibungen erfolgen. Dabei ist es möglich, Aspekte der Ressourcenschonung anteilig in die Entscheidung mit aufzunehmen. Im Freistaat Bayern gibt es eine Anpassung im Verfahren der Ausschreibung, sodass jene Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden.
Rohstoffverbrauch
Im Bereich des Rohstoffverbrauchs bietet die Zugabe von Asphaltgranulat eine Möglichkeit zur Verringerung des Primärrohstoffbedarfs. Im Rahmen des Maximalrecyclings Baden-Württemberg sind bereits Asphaltgranulatanteile im Bereich zwischen 75 und 90 % bei Asphaltbetonschichten erprobt worden.
Bei der Zugabe von Asphaltgranulat in Asphaltdeckschichten aus Splittmastixasphalt lässt beispielsweise die Freie und Hansestadt Hamburg einen Anteil von 30 M.-% zu.
Außerdem wurde im Rahmen des RekoTi-Projektes eine Erprobung von Temperaturabsenkung in Kombination mit Zugabe von Asphaltgranulat für eine Asphaltdeckschicht aus Splittmastixasphalt vorgenommen. Bei der Versuchsstrecke „Kanalstraße“ sind Asphaltgranulatanteile von bis zu 50 M.-% in solchen Asphaltdeckschichten erprobt worden.
CO2 – Emissionen
Neben der Absenkung von Temperatur und dem damit einhergehendem geringerem Heizaufwand, kann auch eine Wiederverwendung des Asphaltmaterials zu einer Reduktion von CO2 – Emissionen beitragen. Im Wesentlichen ist es der Prozess der Gewinnung von Primärrohstoffen, der in hohem Maß reduziert wird. Eine besondere Form der Wiederverwendung des ausgebauten Asphalts hat die Hamburg Port Authority vorgenommen. Dabei ist das ausgebaute Material im selben Gebiet wieder eingebaut worden.
Das Ziel der vollständigen Wiederverwendung von ausgebautem Asphaltmaterial hat auch das trinationale Forschungsprojekt von Deutschland, Frankreich und der Schweiz ORRAP (Optimal Recycling of Reclaimed Asphalt Pavement) verfolgt.
Kosten
Eine Möglichkeit zur Reduktion der anfallenden Kosten ist die Einsparung von Primärmaterial. Diese erfolgt durch die Zugabe von ausgebautem Asphaltmaterial in Form von Asphaltgranulat. Dabei kann der Anteil des Asphaltgranulats angepasst bzw. erhöht werden wie im trinationalen Forschungsprojekt ORRAP oder bei Maßnahmen im Rahmen der Erprobung Maximalrecycling Baden-Württemberg.
Wasser
Um einer fortlaufenden Flächenversiegelung entgegenzuwirken, lassen sich versickerungsfähige Verkehrsflächen realisieren. Auf diese Weise kann eine mögliche steigende Lufttemperatur in Ballungsräumen eingedämmt werden und die Grundwasserneubildung gefördert werden.
Dauerhaftigkeit
Sonderbauweisen können dazu beitragen, die Dauerhaftigkeit einer Verkehrsfläche zu erhöhen. Zu diesen zählen beispielsweise Asphaltdeckschichten aus splittreichem Asphaltbeton. Bei dieser Bauweise wird durch eine erhöhten Splittanteil die innere Reibungskraft des Materials erhöht. Dadurch wird ein größerer Widerstand gegen bleibende Verformungen erreicht.
Geringe Verkehrsbeeinträchtigung
Neben den bisher beschriebenen Aspekten kann die Anwendung neuartiger Verfahren auch eine Reduzierung der Verkehrsbelastung bewirken. Beispielsweise bringt eine Bevorzugung von Materialien, die aus einem nahen Umfeld stammen, eine Verringerung der Transportwege und dem dadurch entstehenden Verkehr mit sich.
Ein Vorgehen zur Beschaffung von hochwertigem Ausbaumaterial wird bei der Hessischen Initiative für Baustoffrecycling erprobt.
Ergebnis
Es sind im RekoTi-Projekt einige Verfahren recherchiert worden, die in der Beispielsammlung einsehbar sind. Diese können sowohl für betroffenen Parteien auf Auftragnehmer- als auch für jene auf Auftraggeberseite als Unterstützung dienen.
Außerdem haben die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung der Versuchsergebnisse an der Versuchsstrecke „Kanalstraße“ aufschlussreiche Ergebnisse bezüglich der Praktikabilität von Temperaturabsenkung an einem Asphaltmischgut mit Asphaltgranulatzugabe für eine Asphaltdeckschicht aus Splittmastixasphalt geliefert. Durch eine Ausführung verschiedener Versuchsfelder mit verschiedenen Asphaltmischgutzusammensetzungen und Herstellungsarten konnten Rückschlüsse zu den Anwendungsgrenzen gezogen werden.
Außerdem ließ die Betrachtung der Schadstoffbelastung durch Dämpfe und Aerosole Aussagen zu möglichen Einflüssen zu. Messungen nach dem Verfahren zur Bestimmung des Arbeitsplatzgrenzwerts sind nicht vorgenommen worden.
- ↑ BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Branchenlösung - Bitumen beim Heißeinbau von Walz- und Gussasphalt, Berlin, URL: https://www.bgbau.de/fileadmin/Medien-Objekte/Medien/Broschuere_Flyer/Branchenl%C3%B6sung_Bitumen_beim_Hei%C3%9Feinbau_von_Walz-_und_Gussasphalt.pdf, Abruf: 16.04.2024